Felder, Teil 2

FELDPLÄNE

Ein handgemachter Feldplan (eine Filmrolle für einen Screenlink zum Thema Filme)
Ein handgemachter Feldplan (eine Filmrolle für einen Screenlink zum Thema Filme)

Ein gutes Tutorial, wie man Felder plant, von millionendollarboy gibt es hier; ein weiteres für kompliziertere Felder hier - das wiederum geschrieben von Simon Stümke, der fast alle Felder für CDT plant und somit sozusagen der Experte auf dem Gebiet ist.

Eine Ergänzung zu millionendollarboys Anleitung: dort wird, wie das leider viele Dominobauer praktizieren, geraten, kleine Quadrate zur Planung zu benutzen, wobei jedes Quadrat zwei Steine darstellt. Das handhabe ich anders, denn das Feld sieht natürlich doppelt so detailliert und "echt" aus, wenn man jeden Stein einzeln plant und nicht immer zwei auf einmal. Und dazu ist nicht einmal doppelt so viel Arbeit nötigt - es reicht ein einfacher Trick: Man verzerrt das Bild, das man in einen Feldplan umwandeln möchte, sodass es doppelt so breit ist wie vorher. Das geht zum Beispiel mit Paint.NET - Größe ändern - horizontal auf 200% stellen. Dann plant man dieses verzerrte Feld wie beschrieben in Quadraten, stellt aber später pro Quadrat nur einen Stein auf. Dadurch wird das Bild beim Bauen wieder "zusammengequetscht" und hat wieder die richtigen Proportionen.

All das geht natürlich davon aus, dass man die Steine in einem Abstand von genau einer Steindicke aufstellt und zwischen den Reihen deutlich Platz lässt. (Damit die Proportionen genau stimmen, muss der Abstand zwischen den Reihen ebenfalls eine Steindicke betragen.)

 

TIMDOMINOS FELDPLANER

Das Feldprotokoll eines komplizierten Feldes
Das Feldprotokoll eines komplizierten Feldes

Wir Dominobauer können von Glück reden, dass es in unseren Reihen einen fleißigen Kollegen gibt, der sich nicht nur mit Domino, sondern auch mit Informatik auskennt: Tim Weißker, seines Zeichens Weltrekordhalter, Betreiber von domino-tim.de und eben Student der Medieninformatik, hat ein Programm für Microsoft Excel geschrieben, mit dem das Planen von Feldern leichter ist als mit Paint und das außerdem zahlreiche Zusatzfunktionen bietet - z. B. kann man mit einem Klick kontrollieren lassen, ob man auch genug Dominos in den entsprechenden Farben hat, um das Feld bauen zu können. Eine weitere höchst praktische Funktion ist das Feldprotokoll (siehe Bild), das einem "diktiert", was man genau zu bauen hat, sodass man nicht immer selbst im Feldplan zählen muss, wie viele Steine von welcher Farbe jetzt als nächstes in den Kamm gehören, wobei man nämlich leicht den Überblick verlieren kann.

Das Programm stellt Tim hier zum Herunterladen zur Verfügung - vollkommen kostenlos. Die Bedienung und weitere Funktionen erklärt er selbst in einem Video:

Übrigens plane ich selbst viele Felder von Hand. Auf den Computer greife ich zurück, wenn das Motiv meine zeichnerischen Fähigkeiten übersteigt (was leider keine hohe Hürde ist). Zum Planen per Hand kann man einfach einen karierten Block benutzen und dann dieselbe Methode verwenden wie im Tutorial von millionendollarboy für Paint beschrieben (wobei sich hier natürlich die Quadrate auch in Rechtecke aufteilen lassen, sodass man jeden Stein einzeln planen kann).

 

MOTIVE ERSCHEINEN LASSEN (CROSSOVER)

Dieser Trick ermöglicht es, ein normales Feld etwas interessanter zu machen: Indem man die Reihen gegeneinander versetzt aufbaut und sie dann in entgegengesetzte Richtungen fallen lässt, sorgt man dafür, dass das Bild oder der Schriftzug erst nach dem Umfallen zu sehen ist.

Prinzipiell ist das Ganze kinderleicht: Man plant das Feld ganz normal, baut dann aber jede zweite Reihe um vier Steine verschoben auf; beim Umfallen lässt man die verschobenen Reihen dann in die andere Richtung fallen als die normalen, sodass sich der Unterschied wieder aufhebt und das Feld nach dem Umfallen so daliegt, wie es auf dem Plan aussah. Der Effekt ist vor allem für "fachfremde" Zuschauer, die nicht wissen, was kommen wird, sehr spektakulär.

Leider kann man allerdings auch sehr viel falsch machen - da man Fehler nur bemerkt, wenn man sehr genau aufpasst, denn man weiß schließlich nicht, wie das Feld vor dem Umfallen aussieht. Das kann man natürlich verhindern, indem man es auch versetzt plant, was allerdings ein großer Aufwand ist (und auch dann kann man sich leicht vertun, weil auf einem chaotischen Plan leichter den Überblick verliert als auf einem, auf dem man das Bild schon erkennt). Hier ist übrigens der schon erwähnte Feldplaner von TimDomino sehr hilfreich, insbesondere nämlich das Feldprotokoll, mit dessen Hilfe man sich nicht so leicht vertut.

Außerdem kann es natürlich passieren, dass die Reihe sich beim Umfallen berühren und in die falsche Richtung mitreißen. Deshalb sollte man den Abstand zwischen den Reihen nicht allzu knapp bemessen und außerdem darauf achten, sehr gerade zu bauen.

Der Effekt kommt gar nicht besonders häufig zum Einsatz, auch beim Domino Day - obwohl man damit so gut wie jedes Feld spektakulärer machen kann. Je größer das Feld, desto besser kann man das Bild natürlich vorher schon erkennen; aber auch dann ist es noch ein herrlicher Effekt, wie dieses 12000-Steine-Feld von millionendollarboy beweist.

WEITERE ANSTOSSTECHNIKEN

Das hier ist eine von den Techniken, bei denen ich mich im Nachhinein wundere, dass sie vor mir keiner entdeckt hat - so kompliziert ist sie schließlich nicht. Mit dieser Methode kann man ein Feld wunderbar in der Mitte teilen.

Weitaus häufiger wir das hingegen mit einer Requisite bewerkstelligt oder mit einer aufwändigeren Technik. Dabei ist diese hier genauso sicher und viel unkomplizierter :-)

La Ola nennt sich diese Technik - noch eine Erfindung von mir (und einem nicht mehr aktiven Kollegen). Der Name stammt vom wellenartigen Effekt, der sich beim Umfallen ergibt. Die Technik funktioniert zwar sehr häufig, aber doch nicht ganz so sicher wie die anderen und wird deshalb selten benutzt.

Hier sieht man genauer, wie sie gebaut ist: Die erste Reihe wird noch ganz normal angestoßen; am ersten Stein dieser Reihe lehnt ein Domino an, der dadurch auch fällt und die zweite Reihe anstößt - an der lehnt wiederum ein Stein an und so weiter.

Die Technik wird mittlerweile eher als Einzeltechnik benutzt, nicht als Feldanschluss - die bisher längste La-Ola-Reihe bestand aus 2000 Steinen (wobei ich nicht sicher weiß, ob der Rekord noch aktuell ist).

Hier noch zwei exotische Varianten. Erstens diese - und auch die ist auf meinem Mist gewachsen. Sie sieht auf den ersten Blick wahrscheinlich völlig unmöglich aus, funktioniert aber tatsächlich, und zwar ziemlich zuverlässig. Der jeweils linke Stein trifft den rechten an seiner linken Kante und dreht ihn dadurch, dank des Schwungs, den die ankommende Linie mitbringt, zur Seite, während er fällt. Wers nicht glaubt - selbst ausprobieren :-)

Und das hier ist ausnahmsweise mal keine Erfindung von mir - diese Technik tauchte erstmals beim Domino Day 2006 auf, in einem der spektakulärsten Projekte aller Domino Days, "Psychedelic". Wie sie dort gebaut wurde, kann man nicht erkennen, aber so wie auf dem Foto funktionierte sie bei mir am besten. Allerdings bleiben auch hier manchmal einzelne Reihen stehen.

Dass man beim Domino Day so eine merkwürdige und eher riskante Technik einsetzte, liegt vielleicht daran, dass die Felder im "Psychedelic"-Project kurvige Ränder hatten, wofür sich diese Technik etwa besser eignet als die üblichen.

Spiralen

Damit eine Spirale wirklich schön rund wird, hilft es, immer wieder mit etwas Abstand von oben draufzuschauen und zu kontrollieren, wo es Dellen oder Beulen gibt.

Es sieht (meiner Ansicht nach) ziemlich unschön aus, wenn eine Spirale beim Fallen nicht Runde für Runde fällt, sondern die Steine beim Fallen schon die nächste Reihe mitreißen. Bei Spiralen, die von außen nach innen fallen, ist das kaum ein Problem, aber wenn sie innen angestoßen werden, sollte man den Abstand zwischen den Reihe vor allem im Zentrum großzügig ansetzen.

Spiralen gehören zu den variantenreichsten Techniken. Besonders schön ist es, wenn viele von ihnen gleichzeitig fallen, und dann womöglich noch mit Farbwechsel.

Speedwalls

Diese Art von Walls fällt besonders schnell, daher der Name. Außerdem ist damit noch ein besonderer Trick möglich...

...wenn man nämlich zwei von diesen Walls auf diese Weise kreuzt, bleibt mit ein bisschen Glück (etwa 80% Sicherheit) die zweite Wall erst mal stehen, wenn die erste durch sie hindurchfällt - als würde man durch eine Wand laufen. Das ist einer meiner Lieblingstricks, den im Übrigen auch ich erfunden habe.

Interessant ist bei dieser Technik auch, wie viele Stockwerke einem gelingen. Kaum eine Technik wird so deutlich instabiler, je höher man sie baut. Deshalb ist der Rekord für die höchste Speedwall relativ "prestigesträchtig", wenn man so will. Aktuell hält ihn der YouTuber xDominoTeam aus Italien mit 27 Stockwerken.

Überkreuzungen

Es gibt unzählige Arten, zwei Linien zu überkreuzen - das hier ist mit Abstand die eleganteste, die ich kenne. Sie sieht fast aus wie eine normale Linie und fällt trotzdem so gut wie immer. Erfunden hat sie xXDominoMasterXx.

Einfache Linientechniken

Für diese Technik wird normalerweise der Name Slowstones benutzt, der ist allerdings leider doppeldeutig, denn Slowstones sind auch Steine, die durch eine bestimmte Präparierung (z. B. Kleber) extrem langsam fallen.

Bei dieser Linientechnik ergibt sich ein schöner Farbwechseleffekt, wenn man denn unterschiedliche Farben benutzt; wenn man auf diese Linie zum Beispiel von oben draufschaut, wechselt die Farbe beim Umfallen von blau nach weiß.

Auch diese Technik wird öfter mal Slowstones genannt. Der Farbwechseleffekt ist mit ihr noch besser umsetzbar als mit der anderen Version - mehr dazu unter "Farbwechsel" in "Für Fast-Experten" :-) (Falldown)

Dieses so genannte T-Setting ist die schnellste Dominotechnik überhaupt - und zwar hochoffiziell: Beim Domino Day 2008 wurde von Guinness als Weltrekord festgehalten, dass eine 30 Meter lange Reihe dieser Technik nur 4,21 Sekunden zum Umfallen brauchten (das ist etwa siebenmal so schnell wie eine normale Reihe), womit sie einem zum Vergleich angetretenen Sprinter allerdings unterlag.

Damit die Steine so extrem schnell fallen, sollte man sie noch etwas näher aneinanderstellen als auf meinem Bild.

Sonimod

Sonimod dürfte neben den Grundtechniken wie Feldern und Walls diejenige Technik sein, die am häufigsten benutzt wird.

Erstmals veröffentlicht wurde sie von Max Poser alias mmcodomino im Mai 2007 in diesem YouTube-Video. Das Team des Domino Days hatte sie bereits im Januar erfunden und ich bereits im Dezember 2005 (!), aber derjenige, der eine Technik als Erstes veröffentlicht, gilt als ihr Erfinder. Beim Domino Day wurde die Technik "Lightspeed Setting" genannt, alle anderen Dominobauer nennen sie Sonimod, also "Dominos" rückwärts gelesen, weil die einzelnen Steine gewissermaßen in die entgegengesetzte Richtung der gesamten Linie fallen.

Im Grunde ist die Technik so einfach, dass man sich schwer wundert, wie das Domino-Day-Team sie erst 2007 entdecken konnte.

Aus Sonimodlinien kann man genauso wie aus normalen Linien Spiralen formen...

...oder Felder...

...oder das hier, im Prinzip alles, was man auch aus normalen Linien bauen kann.

Neben diesen vielen Variationen, die es von Sonimod gibt, möchte ich hier natürlich noch meine eigene (namenlose) vorstellen ;-)

Beim Aufbauen muss man beachten, dass das Ganze nicht stehenbleibt, wenn man es so versucht zu bauen wie auf dem Foto...

...sondern dass man immer zwei Steine als Stützen braucht. Ansonsten ist die Technik relativ leicht zu bauen und fällt sehr zuverlässig.

In großem Maßstab sieht das dann so aus.

Türme

Für diese bisher unbenannte, einfachere Variante von Türmen übernehme ich an dieser Stelle den Namensvorschlag von millionendollarboy, der sie auf seiner Tipps-und-Tricks-Seite 1x1-Türme nennt.

Damit solche Türme fallen, wird der Stein, der angestoßen wird, schräg gestellt. Achtung: Das wird nicht etwa gleich am Anfang gemacht, sondern nachdem man schon einige Etagen oder den ganzen Turm gebaut hat.

Auf diese Weise können solche Türmen selbst in einer Kettenreaktion fallen. Die Idee dazu hatte BerserkerBerlin (hier sein Video). Dabei sollten die Türme nah aneinander stehen, eher noch näher als auf meinem Foto. Außerdem stehen die schrägen Steine hier nicht auf der Seite der ankommenden Linie, sondern auf der gegenüberliegenden Seite, weil die Türme schließlich vorwärts fallen sollen. Angestoßen wird deshalb mit einem schweren Gewicht wie z. B. mehreren zusammengeklebten Steinen.

Um breitere Türme zu bauen, muss man sich ähnlich wie bei Pyramiden und Walls nur einige Schritte einprägen und diese immer wieder wiederholen:

Blockfelder

Eine schöne Linientechnik und Feldvariation ist das Blockfeld.

Aus einem langen Block an Steinen wie auf dem Foto...

...entfernt man immer nach vier Steinen drei Stück, also die weißen Steine aus dem oberen Foto. Beim Umfallen ergibt das einen schönen Effekt, bei dem, wenn das Ganze als Feld gebaut wird (was ich mir hier gespart habe, da es nicht schwierig sein dürfte, es sich vorzustellen), das Motiv "zusammenzufließen" scheint (Beispiel).

Split Ends

Wie diese Technik funktioniert, erklärt sich am einfachsten mit diesem Video von FlippyCat:

Erstmals gebaut wurde dieser tolle Effekt beim Domino Day 2004. Dort hieß das Projekt "The Group", aber die meisten benutzen den Namen, den FlippyCat seinem Video verpasst hat, für die Technik.

Beim Domino Day teilte sich die ursprüngliche Linie in sage und schreibe 1024 Enden auf - bis heute die größte Version.

Um solche Abzweigungen auf sehr engem Raum, aber ohne großes Risiko bewerkstelligen zu können, eignet sich diese Technik sehr gut.

Auf diese Weise kann man also eine Linie auf winzigen Raum in gleich drei Linien teilen. (Falldown)

Aus Abzweigungen kann man im Übrigen auch solche "Girlanden" bauen, die immer ein guter Effekt sind, wenn man ein Projekt ohne bestimmtes Thema bauen will, das einfach nur schön oder spektakulär sein soll.