Die meisten Leute, die man ein paar Dominosteine aufbauen lässt, stellen sie so weit auseinander, dass sie sich nur gerade so noch umwerfen. Kaum jemand würde einen so engen Abstand wählen wie auf dem Bild - genau so gehören sie aber idealerweise gebaut. Das ist übrigens erst seit dem Domino Day gängige Praxis, davor wurden in den 70ern und 80ern die Steine sogar bei Weltrekorden, also von Profis, in deutlich höherem Abstand aufgestellt.

Das hat zwar den Vorteil, dass weniger Steine pro Sekunde fallen, sodass man nicht ganz so viel arbeiten muss, damit die Steinen schließlich z. B. 30 Sekunden lang fallen. Die Nachteile überwiegen aber: Je weiter man die Steine auseinander stellt, desto eher scheren sie zur Seite aus; man kann weniger Steine auf demselben Raum platzieren als mit kleinerem Abstand, Kurven müssen weiträumiger gebaut werden, viele Tricks sind nicht möglich und allgemein sieht die Bahn etwas chaotischer aus.

Um solche Linien jetzt so schnurgerade aufzubauen wie auf dem Foto oben, greift man zu einem Hilfsmittel: Praktischerweise sind nämlich handelsübliche Legosteine minimal breiter als handelsübliche Dominosteine, sodass sich, wenn man die sie in der Form zusammensetzt wie hier links zu sehen, Lücken für die Dominos ergeben, die gerade etwas breiter als die Steine sind. Dadurch ergibt sich eine ideale "Schablone", normalerweise Kamm oder Aufsteller genannt, mit denen man die Steine im Handumdrehen so schön ordentlich aufstellen kann.

Man muss nämlich nicht einmal jeden Stein einzeln, nacheinander in den Kamm stellen, sondern kann mit der richtigen Technik zehn oder mehr Steine in einer schnellen Bewegung einfüllen. Diese Technik (es gibt einige verschiedene, ich stelle hier die vor, mit der ich am schnellsten bin) erkläre ich hier in Videoform.

Wer auf dieser Seite landet, ist hoffentlich ein Mensch, der keine Ahnung von Domino hat, aber welche bekommen möchte. Herzlich willkommen, BLUTIGER ANFÄNGER! ;-)

Wer schon ein paar Vorkenntnisse hat, wird in den nächsten Rubriken besser aufgehoben sein.

 

Zuerst möchte ich aber ein für alle Mal die Frage klären (schön wärs...), wo man Dominosteine kaufen kann, denn obwohl mein Posteingang auf YouTube und in meinen E-Mails wirklich nicht überquillt, werde ich das dauernd gefragt.

Es gibt diverse Marken – Domino Express (grottenschlecht), Domino Run (für einige Zwecke sehr gut, mittlerweile aber kaum noch erhältlich), normale Spielsteine (nicht zu empfehlen), die offiziellen Steine von den Machern des Domino Days (völlig überteuert), diverse andere nicht nennenswerte Marken, deren Namen ich alle wieder vergessen habe – und die einzige wirklich empfehlenswerte: Christian Lamping aus Niedersachsen hat es sich eines Tages Gott sei Dank in den Kopf gesetzt, den Soloweltrekord zu brechen. Gott sei Dank deshalb, weil er dafür über 300 000 Steine gebraucht hätte, sich deshalb eine Maschine zulegte (wie auch immer er an sie kam), mit der er diese selbst herstellen konnte, dann aber den Rekordversuch aus Geldmangel doch aufgeben musste und auf die glorreiche Idee kam, mit der Herstellung von Dominos Geld zu verdienen. Jedenfalls wird das so erzählt, ob an der Geschichte mit dem Weltrekordversuch wirklich was dran ist, weiß ich nicht.

Sicher ist aber, dass Frau Lamping (da sich jetzt Maria Lamping, Christians Mutter, um das Ganze kümmert) seit etwa fünf Jahren eine riesige Kundschaft gewonnen hat. Als im September 2010 in Buchloe ein neuer deutscher Rekord aufgestellt wurde, waren alle 440 000 (!) Steine „Lampings“. Auch die knapp 300 000 Steine, die das Cologne Domino Team im Moment besitzt, stammen fast alle von ihr. Zusammen hat sie allein durch diesen beiden Käufer über 30 000 Euro eingenommen – da dürfte an Gewinn doch mehr als ein kleines Taschengeld herauskommen. Und wenn man allein auf YouTube sieht, wie viele der Dominobauer, die dort ihre Videos präsentieren, ihre Steine benutzen, kann man mit Sicherheit von einer dreistelligen Kundschaft ausgehen.

Also: Um ihre Steine zu kaufen, schreibe man eine E-Mail an Maria-Lamping@web.de und gebe an, wie viele Steine (in Hunderterpacks) man von welcher Farben bestellen möchte. Außerdem nenne man seine Adresse. Innerhalb von normalerweise höchstens 48 Stunden wird man eine Antwort bekommen mit der Bankverbindung, an die man das Geld überweisen soll, nämlich etwa 50 Euro für 1000 Steine, Versand schon eingerechnet. (Das ist relativ preiswert). Ein paar Tage später hat man Dominos, die den offiziellen vom Domino Day fast gleichen. Die Maße sind 8 mm in der Dicke, 24 mm in der Breite und 48 mm in der Höhe, also ein Verhältnis Dicke : Breite : Höhe von genau 1 : 3 : 6, womit sich sehr praktisch rechnen lässt.

Dabei sind in der Regel einige "Fehlpressungen" dabei, also krumme oder verschmolzene Steine. Offenbar als Ausgleich ist es aber andererseits lange Lamping-Tradition, dass die Hunderterpacks im Durchschnitt 103 Steine enthalten. Wer 1000 bestellt, wird etwa 1030 bekommen, von denen er aber eben auch ein paar nicht wird gebrauchen können.

Ansonsten ist Frau Lamping aber offenbar nicht gerade kulant: Einem Kunden, der eine Sendung zurückschickte, bei der die Steine wirklich außergewöhnlich schlecht waren, mit abblätternden Rändern usw., wollte sie keinen Ersatz verkaufen, mit der Begründung, die Beschwerde sei unbegründet und außerdem die bisher einzige.

 

Fürs Dominobauen ist natürlich außerdem ein guter Boden wichtig. Die meisten werden natürlich mit dem leben müssen, den sie zu Hause eben vorfinden. Aber wer zufällig die Möglichkeit hat, einen neuen Boden auszulegen, zum Beispiel nach einem Umzug, dem würde ich zum Dominobauen Kork oder Sperrholz empfehlen. Ganz schlimm wäre dagegen Laminat - das ist zwar eben, aber leider furchtbar glatt, sodass die Steine überhaupt keinen Halt haben, was meistens ungünstig ist.

Als bester Untergrund zum Dominobauen gilt im Übrigen Turnhallenboden, aber den hat man selten zu Hause.

Auf einem Tisch zu bauen, finde ich nicht empfehlenswert. Nicht nur weil, er normalerweise wenig Platz bietet, sondern vor allem, sondern weil dabei erfahrungsgemäß dauernd irgendjemand irgendwo an den Tisch stößt und damit schnell mal alles ruiniert.

Und ansonsten bin ich der Meinung, dass Domino zum größeren Teil eine Kopfsache ist. Es ist keine außergewöhnliche motorische Kunstfertigkeit wie zum Beispiel Seiltanzen; ich brachte weder besonders ruhige Hände noch eine überragende Feinmotorik mit (ganz im Gegenteil) – das war aber kein Hindernis.

Viel mehr als auf Roboterhände und Stahlknie kommt es auf Dinge an wie Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz (hach... was für ein Wort) und Begeisterung. Wenn man das Ganze nicht total faszinierend findet, wird man sich nicht immer wieder aufraffen können, ein paar Stunden in etwas zu investieren, was dann in wenigen Sekunden wieder zusammenstürzt. (Wobei dieser Einwand seit der Erfindung von so tollen Dingen wie Digital- und Videokameras nicht mehr ganz gültig ist.) Man muss schon "positiv verrückt" sein, um nicht nach einigen Monaten die Lust an dem Hobby zu verlieren. Deshalb empfinden die meisten Dominobauer es auch eher als Kompliment, als Freaks zu bezeichnet zu werden.