1998

"VISIONLAND"

1 605 757 Steine gefallen von 2 300 000

Dem ersten Domino Day merkt man sehr deutlich an, dass es der erste Versuch war. Die Projekte funktionierten sensationell schlecht, es gab kaum eins, dass komplett fiel. Es gab kein Riesenprojekt, das komplett schiefging oder etwas Ähnliches, sondern die fast 700 000 stehengebliebenen Steine summierten sich durch sehr viele kleine Pannen auf. Sogar die beiden Vorgängerevents ein Jahrzehnt vorher waren in dieser Hinsicht deutlich besser gewesen.

Das Ganze war aber auch eine spektakuläre Neuheit in der deutschen Fernsehlandschaft und bescherte RTL direkt gute Quoten, auch wenn die Übertragung noch höchst chaotisch war (RTL ging während des Falldowns in die Werbung und blieb dafür während des extra für eine Werbepause eingerichteten Pendels in der Halle!) und das Projekt, wie gesagt, erst recht.

In diesem Jahr hieß das Event noch "Domino D-Day". Irgendwann hat dann aber doch jemand bemerkt, dass der Begriff historisch leicht ungünstig war...

Den ersten Domino Day starten durfte Linda de Mol, die damals auch schon die deutsche TV-Übertragung moderierte. Das Ganze lief wie das gesamte Event recht ungeordnet ab, es wurde praktisch spontan entschieden, wer den Anstoß vornahm (sie oder ihr holländischer Kollege), es gab keinen richtigen Countdown, und der Start war dann eine ganz normale Linie. 

1999

"EUROPA OHNE GRENZEN" (Motto war tatsächlich auf deutsch, nicht auf englisch)

2 472 480 Steine gefallen von 2 500 000

Nach dem Schlamassel von 1998 war 1999 dann das buchstäbliche Gegenstück und "gefühlt" der richtige Startschuss für den Domino Day. Es gab nie wieder eine so schlechte Quote an gefallenen Steinen wie 1998 - und nie wieder eine so gute wie 1999: fast 99%.

In diesem Jahr wurden die Länder der EU dargestellt - ähnlich wie 1988. Es gab viele sehr kleine Projekte, was zum Teil daran lag, dass man (ebenfalls analog zu 1988) ein riesiges Endfeld hatte - das damals größte der Welt. Es stellte die Euroscheine dar, deren Einführung Europa zu der Zeit entgegenfieberte. Das Feld bestand also komplett aus Fototechnik, so unglaublich das bei der Masse an Steinen ist. (Für ein Fototechnikfeld muss jeder einzelne Stein mit einem kleinen Stück eines Fotos beklebt werden.) Es ist Domino-Day-Freunden auch deshalb in Erinnerung geblieben, weil nur ein paar noch nicht entlöste Sicherheitssperren verhinderten, dass ein unachtsamer Kameramann es wenige Stunden vor dem Event einriss.

Der holländische Zauberkünstler Hans Klok durfte den ersten Stein anstoßen.

2000

"ACTION - REACTION"

2 977 678 Steine gefallen von 3 112 000 (angelehnt ans Datum, 3. 11. 2000)

Das Motto dieses Jahres bezog sich darauf, dass es damals noch Konkurrenz für den Domino Day gab. Schon seit den 80er-Jahren gab es in Asien ganz ähnliche Events, die allerdings in der Mehrzahl nicht bei Guinness angemeldet wurden. Das änderte sich mit dem Event von 1999, mit dem man nach nur wenigen Wochen den Rekord des Domino Days überbot.

Beim Domino Day 2000 gab es deshalb einige "Grüße" an das Team aus China, Japan und Korea, zum Beispiel einen 48 Meter (!) langen chinesischen Drachen.

Ansonsten gab es kaum einen inhaltlichen Zusammenhang der Projekte, sondern eher eine Querbeet-Collage von Ideen. Zu jedem Projekt gab es zwei Stichwörter, zum Beispiel "Wissenschaft | Technik", das nächste Projekt schloss sich dann etwa mit "Technik | Arbeit" daran an.

Die Projekte fand ich insgesamt sehr kreativ, Ausnahme war das Endfeld, der "Big Bang", ein Feld plus Fallwall von beeindruckender Größe (800 000 Steine), dem man aber ansah, dass man dort einfach noch viele Steine "verbraten" musste.

In diesem Jahr gab es wieder recht viele Pannen, am Anfang gingen gleich mehrere Projekt schief. Bei einem Projekt gegen Ende sollte ein stilisiertes Ufo von der Decke heruntersinken. Es entschloss sich aber lieber zu der weniger eleganten Variante einer klassischen Bruchlandung (abseits der Fernsehkameras).

Den Anstoß übernahm der sichtlich begeisterte Lionel Richie.

2001

"BRIDGING THE WORLD"

3 540 562 Steine gefallen von 3 750 000

2001 gab es zum ersten Mal so etwas wie Themenfelder: Jeweils fünf, sechs Projekte sind darin zusammengefasst. In diesem Fall war die Unterteilung gut sichtbar: Jedes Themenfeld stand im Zeichen einer bestimmten Farbe, d.h. es begann mit einigen "grünen" Projekte, dann ging es mit blau weiter und so weiter. Zwischen den Themenfeldern gab es jeweils einen recht kreativen Übergang, daher das Motto.

Dieser Domino Day war der einzige ohne großes Schlussprojekt; es gab im Grunde kein einziges wirklich riesiges Projekt, etwas, was mir persönlich gut gefiel. Das Ende verlief allerdings chaotisch: Bei einem Projekt in der "grauen Welt" (dem letzten Themenfeld) waren Ziegelsteine eingebaut, die beim Fallen solche Erschütterungen verursachten, dass eine fragile Konstruktion im Schlussprojekt schon ausgelöst wurde und alles schon zu früh losging.

Angestoßen wurde von Kylie Minouge, außerdem gab es eine Videobotschaft von Nelson Mandela.

2002

"EXPRESSIONS 4 MILLIONS"

3 847 295 Steine gefallen von 4 000 000


Erstmals 4 Millionen Steine aufzubauen, war in diesem Jahr natürlich eine besondere Marke. 

Die Projekte illustrierten in diesem Jahr Sprichwörter aus aller Welt. Wieder waren dabei jeweils ein paar Projekte zu Themenfeldern zusammengefasst, z. B. einigen Sprichwörtern zu "Schein und Sein".

Am Ende stand diesmal nach dem unspektakulären Finale vom Vorjahr wieder ein Superlativ: Eine volle Million an Steinen bildeten das riesige Endfeld, das Portraits von Menschen aus aller Welt zeigte (ganz am Ende eine Asiatin als Gruß an die "Konkurrenz", die 2001 keinen Weltrekordversuch mehr unternommen hatte).

Der Anstoß funktionierte diesmal so, dass der ausführende Promi, in diesem Fall Nick Carter, keinen Stein anstieß, sondern selbst einen (den viermillionsten) besonders schweren setzte. Dadurch senkte sich eine Waage nach unten, die dann das Projekt in Gang setzte.

 

 

2003 gab es keinen Domino Day, weil es zeitlich knapp wurde. So jedenfalls die damalige Begründung, aber gerüchteweise war es eher so, dass es stattdessen (oder zusätzlich) Differenzen mit der Produktionsfirma Endemol gab, als ein neuer Vertrag ausgehandelt werden musste. Laut der holländischen Wikipedia forderte die Firma eine Überarbeitung des Formats - gut möglich, da der Domino Day ab 2004 tatsächlich deutlich anders aussah.

 

2004

"THE CHALLENGE"

3 992 297 Steine gefallen von 4 250 000

Die Pause bedeutete auch einen "Stilwechsel" beim Domino Day. In diesem Jahr wurde eine radikal neue Idee eingeführt - die "Builder's Challenge". Bei einer solchen auch mit "BC" abgekürzten Sonderaufgabe muss auf irgendeine bestimmte Weise eine Lücke in der Kettenreaktion gefüllt werden; wird das geschafft, öffnet sich eine Schranke, die das Fallen einer anderen Linie (und damit eines weiteren Projektes) ermöglicht.

Insgesamt gab es beim Domino Day 22 BCs, von denen die Hälfte geschafft wurde (wobei zwei trotzdem schiefgingen, da die Schranke sich aufgrund von Schnitzern des Planungsteams nicht mehr öffnen konnte). Die Premiere beim Domino Day 2004 war gleich sehr dramatisch.

Ansonsten gab es bei diesem Domino Day ungewöhnlich viele große, "steinefressende" Felder; dazwischen aber auch einige der kreativsten Projekte des Domino Days, zum Beispiel die "Magic Box".

Eine weitere "Herausforderung" war die, dass Projekte erneut in Angriff genommen wurden, die bei vorherigen Domino Days nicht geklappt hatten. Alle funktionierten diesmal, besonders spektakulär war der Kamerabungeesprung, der 2001 gescheitert war.

Nicht weniger spektakulär war allerdings der Fehlstart zu Beginn. Der Domino Day begann auf einer Konstruktion an der Hallendecke, zum Boden ging es dann mit einem jojoartigen Stein, der auf seinem Weg nach unten allerdings zu schlackern begann und dann einfach hängenblieb. Damit musste neu angestoßen werden. Letztendlich war das für den Rekord praktisch egal, weil nur ein paar Tausend Steine abgezogen werden mussten, aber natürlich war das Ganze die kapitalste Panne des Domino Days.

Das unglückselige Startprojekt stieß Shania Twain an, den Wiederanstoß führte dann Robin Weijers selbst aus.

 

2005

"DOMINO THEATRE OF ETERNAL STORIES"

4 002 136 Steine gefallen von 4 321 000

Dieser Domino Day war noch einmal anders aufgebaut: Während es bei den ersten Domino Days 40, 50 einzelne, kleine Projekte gab, gab es hier etwa ein Dutzend sehr umfangreiche Projekte. Jedes von ihnen erzählte eine berühmte Geschichte, ein Märchen, eine Sage oder Ähnliches nach. Besonders gelungen fand ich die Umsetzung von Faust und 20.000 Meilen unter dem Meer.

Eine Neuerung war außerdem, dass es ab diesem Jahr keine Aorta mehr gab, d. h. keine Sicherheitslinie, die die ganze Zeit durchfällt und von der die Projekte dann abzweigen. Stattdessen gab es in jedem Projekt zwei Hauptlinien. Von diesen musste eine durchfallen, damit das nächste Projekt erreicht wurde. Wären in einem Projekt beide Stränge hängengeblieben, wäre die Kettenreaktion zu Ende gewesen.

In der Sendung gab der Notar 4 155 476 als Zahl der gefallenen Steine bekannt, dies wurde aber einige Wochen später nach unten korrigiert. Man hatte bemerkt, dass die letzte Challenge um 150 000 Steine nicht zählen durfte. Dabei hatte ein Aufbauer eine Linie auf einem Brett gefüllt, dass eine Kollegin dabei festhielt. Auf den Fernsehbildern ist deutlich zu sehen, dass die Reihe beim Fallen eigentlich stehenbleibt und dann nur wieder anfängt zu fallen, weil die Bauerin das Brett unwillkürlich zur Seite neigt.

Den ersten Stein (der etwa zwei Meter hoch war) durfte Anastacia umwerfen. Außerdem waren nach dem Falldown a-ha zu Gast.

2006

"MUSIC IN MOTION"

4 079 381 Steine gefallen von 4 400 000

Musik war quasi ein längst überfälliges Thema für einen Domino Day. Im Jahr 2006 setzte man es jetzt auf sehr gelungene Weise um, viele Fans halten diesen Domino Day für den besten.

Die bekannten großen Themenfeldern bildeten diesmal natürlich verschiedene Musikrichtungen ab. Jede wurde natürlich auch passend musikalisch begleitet (schon bei den vorherigen Domino Days gab es Musik, die war aber meist eher nebensächlich).

In diesem Jahr hatte man grandioses Pech bei den Challenges - genauer gesagt waren die Bauer im Pech, die Organisatoren durften sich dagegen fragen, was sie da für Böcke gefahren hatten: Gleich zwei Challenges waren eigentlich erfolgreich, gingen dann aber doch schief, weil die Dominolinien falsch berechnet waren und dadurch die Projektlinie schon bei der noch geschlossenen Schranke angekommen waren, bevor die Challenge beendet war. Als die Linie schließlich ankam, blockierte das Gewicht der Steine, die schon gegen die Schranke lehnten, diese. Dadurch mussten zwei Challenges also als gescheitert gelten, obwohl die Bauer alles richtig gemacht hatten (bei sehr schwierigen Challenges noch dazu). Die erste Challenge hatten die Bauer dagegen ohne verkomplizierende Umstände nicht geschafft.

Das alles war leicht beunruhigend, weil man diesmal ein Risiko einging, das man bei den ersten beiden Domino Days mit Challenges noch nicht gleich hatte wagen wollen: Eine Challenge, bei der der Weltrekord auf dem Spiel stand. Die letzte BC ging um 400 000 Steinen, sodass bei einem Scheitern der Rekord nicht möglich gewesen wäre. Zum Glück gelang den beiden Aufbauern, darunter der Deutschen Sandra Hufnagel, die Aufgabe perfekt und der Rekord war gesichert - obwohl es in der Endabrechnung trotzdem ungewöhnlich knapp wurde.

Den ersten Stein hatte Kim Wilde angestoßen. Nach der Startlinie auf einem Podest rutschte ein Stein an einer Seilbahn herunter, wobei er sich so viel Zeit ließ, dass Frau Wildes Miene immer ängstlichere Züge annahm.

2007

"FALLING INTO LIFE"

3 671 465 Steine gefallen von 4 500 000

Trotz des Pannenfestivals 1998 geht der Domino Day 2007 als der verkorkste in die Nachbetrachtung ein. Zum einzigen Mal holte man keinen neuen Weltrekord - und das sozusagen gleich in doppelter Hinsicht: Nicht nur, weil die finale Challenge, von der zum zweiten Mal der Rekord abhing, diesmal schiefging - sogar mit den 400 000 Steinen des Endprojekts hätte es (möglicherweise) nicht gereicht, weil vorher schon so viel stehengeblieben war.

Die spektakulärste Panne gab es beim "Indiana Jones"-Projekt, das eines der Highlights hätte werden sollen und dann mit Pauken und Trompeten scheiterte, als eine große Kugel, die den maßgeblichen Teil des Projektes hätte auslösen sollen, in einem Durchgang einfach steckenblieb.

Ein paar tolle Momente gab es trotzdem, zum Beispiel den "Wunschbaum".

Angestoßen hatte Katie Melua.

2008

"CELEBRATING 10 YEARS OF DOMINO DAY - BREAKING MORE WORLD RECORDS THAN EVER"

4 345 027 Steine gefallen von 4 500 000

Das Konzept in diesem Jahr war einfach: Ganz viele Superlative. Zum zehnjährigen Jubliäum - dabei wurde jetzt die Pause im Jahr 2003 praktisch, denn dadurch war es gleichzeitig die zehnte Ausgabe - nahm man sich vor, zehn verschiedene Weltrekorde zu brechen. Bei den meisten hatte man recht leichtes Spiel, weil die Mehrzahl der zehn Kategorien erst zu diesem Zweck überhaupt bei Guinness World Records eingeführt wurden, sodass man allenfalls ähnliche Projekte aus früheren Domino Days überbieten musste.

Alle Rekordversuche waren erfolgreich, was nach dem Debakel von 2007 eine angemesse "Revanche" war. Es handelte sich um die meisten umgeworfenen Steine, das größte Feld, die meisten auf einem vertikalen Stein gestapelten Steine, die größte Spirale, die schnellsten Steine, die größten Steine, die "meisten Höhenmeter", die kleinsten Steine, das größte 3D-Projekt und die längste Mauer.

Die Themenfelder bei diesem Domino Day drehten sich dann jeweils auch um Superlative: die ältesten, die stärksten, die kleinsten Dinge und so weiter.

Für den Anstoß ließ sich diesmal erstmals kein wirklich bekannter Star gewinnen. Eine finnische Artistin namens Salima Peippo löst die Kettenreaktion (und damit den ersten Rekord, die längste Spirale) auf akrobatische Weise aus.

2009

"THE WORLD IN DOMINO - THE SHOW WITH THE FLOW"

4 491 863 Steine gefallen von 4 800 000

Dass dieser Domino Day der letzte war, lag vielleicht nicht nur an organisatorischen und finanziellen Schwierigkeiten, sondern auch daran, dass das kreative Potential einigermaßen ausgeschöpft war - am Motto dieses Jahres merkte man schon, dass man sich schwer tat, Themen zu finden. Letztendlich wurde dieser Domino Day dann aber ein höchst kreativer und sehenswerter. Die Projekte wirkten noch stärker als in den Vorjahren wie riesige, wunderschöne Collagen.

Aus meiner Sicht ein bemerkenswertes Detail war, dass in einem Projekt ein Dominotrick eingebaut wurde, den ich erfunden hatte und den die Organisatoren in einem YouTube-Video von mir gesehen hatten, woraufhin sich mich anschrieben, weil sie ihn übernehmen wollten.

Auch für einen anderen Hobbybauer bot dieser Domino Day eine schöne Überraschung, wenn auch ungleich spektakulärer: Nachdem sich offenbar endgültig kein Promi mehr für das Anstoßen des ersten Steins gewinnen ließ (vielleicht ebenfalls aus finanziellen Gründen), veranstaltete man eine "Domino Championship", deren Gewinner dann diese tolle Aufgabe übernehmen dürfte. Es war eine etwas bizarre Veranstaltung (bei der ich leider nicht dabei sein konnte), weil bei den Wettbewerben - es ging darum, innerhalb von zwei Minuten möglichst viele Steine aufzubauen - eher unverständliche Regeln galten, aber dem Gewinner, Jeroen de Meij aus Holland, wird es egal gewesen sein.